Psychologie: Hohes Maß an Selbstdisziplin macht glücklich

Ob die tägliche Zigarette, leckere Chips zum Fernsehkrimi oder der Shoppingtrip nach der Arbeit – jeder ist den mannigfaltigen Versuchungen des Alltags schon einmal erlegen. Dabei wäre ein wenig mehr Selbstdisziplin nicht nur für Gesundheit, Körpergewicht und Geldbeutel die bessere Alternative – auch die Seele profitiert.

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Diät statt Völlerei, Lernen statt aufregender Party: Menschen, die besonders selbstdiszipliniert sind, wird oft nachgesagt, sie seien langweilig. Dass solche Menschen aber ein glücklicheres Leben führen als maßlosere Personen, zeigt eine aktuelle Studie.

Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam von der University of Chicago hatte drei Untersuchungen durchgeführt, um der Selbstdisziplin auf die Spur zu kommen. So wurden im Internet 414 Erwachsene aufgefordert, ihre Fähigkeit zur Selbstdisziplin zu überprüfen. Dies geschah anhand verschiedener Aussagen, denen die Teilnehmer entweder zustimmen oder die sie ablehnen konnten. So sollte beispielsweise der Satz "Ich tue bestimmte Dinge, obwohl sie schlecht für mich sind, wenn sie Spaß machen." bewertet werden. Außerdem mussten die Erwachsenen ihren aktuellen Gefühlszustand einschätzen sowie die Zufriedenheit mit ihrem Leben bestimmen.

In einer weiteren Untersuchung sollten 200 Erwachsene ihre aktuelle Gefühlslage mitteilen, außerdem waren sie dazu aufgefordert worden, Situationen zu schildern, in denen Versuchungen warteten. In der Auswertung der Studien zeigt sich, dass jene Menschen mit einem hohen Maß Selbstdisziplin zufriedener mit ihrem Leben sind. Dabei hat die Selbstkontrolle nicht nur langfristige Folgen, auch in der jeweiligen Situation zeigt sich bereits ein positiver Effekt.

Die Forscher haben eine verblüffende Erklärung für diese Ergebnisse, demnach ist es nicht so, dass sich Menschen mit viel Selbstkontrolle Kuchen und Co. verkneifen müssen. Sie können ihr Leben bewusst so gestalten, dass sie gar nicht in Situationen kommen, in denen eine Entscheidung für oder gegen eine Verlockung gefragt ist.

Impulskontrolle in der Psychologie

In der Psychologie kennt man Selbstkontrolle auch als Impulskontrolle oder Regulation. Darunter versteht man die Fähigkeit, nicht den Impulsen des Körpers nachzugeben, sondern diese zu ändern oder sie gar außer Kraft zu setzen. Impulse – das sind all jene unbewussten und bewussten Vorgänge, mit denen Emotionen, Aufmerksamkeit und Handlungen gesteuert werden. Im engeren Sinne bedeutet Selbstdisziplin kurzfristige Wünsche längerfristigen Zielen unterordnen, also:

Jetzt einen Salat essen und später am Strand einen Bikini tragen können. Den Forschern zufolge gleicht Selbstkontrolle einem Muskel, sie kann also trainiert werden und kann so immer stärker werden.

Die Marshmallow-Studie

Ein mittlerweile legendäres Experiment bildet die Grundlage für viele Erkenntnisse zur Selbstkontrolle – das Marshmallow-Experiment, das der Psychologe Walter Mischel Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er an der Stanford-Universität durchführte. Hierfür wurden 500 Kinder zwischen 4-6 Jahren einem einfachen Test unterzogen. Sie konnten sich entscheiden, entweder jetzt eine Süßigkeit – manchmal ein Marshmallow, ein Keks oder eine Bretzel – zu essen, oder zu warten, um später zwei Süßigkeiten zu erhalten. Danach verließen die Forscher den Raum und beobachteten die Kinder durch einen Einwegspiegel.

Heute weiß man:
Wer bereits als Kind ein hohes Maß an Selbstkontrolle zeigt, ist als Erwachsener gesünder, erfolgreicher im Beruf und gerät seltener in Konflikt mit dem Gesetz.

Zudem konnten die Kinder besser mit Konflikten umgehen, waren sozial kompetenter und emotional stabiler. Anfang dieses Jahres fand eine weitere Folgeuntersuchung mit den Kindern aus dem Ursprungsexperiment statt. Hierbei mussten sich die Teilnehmer sechs Wörter merken und anschließend drei davon wieder vergessen. Später sollten die Erwachsenen einen Knopf drücken, wenn eines der verbliebenen Wörter erschien – um diese Aufgabe gut erledigen zu können, ist viel Selbstdisziplin vonnöten, denn die drei vergessenen Wörter müssen bewusst ausgeblendet werden. Das Forscherteam um Marc Berman vom Rotman Research Institute in Toronto kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Grad der Selbstkontrolle auch an der Hirnaktivität ablesen lässt. So nutzten die Teilnehmer, die diese Aufgabe gut bewältigt hatten, ihre neuronalen Netzwerke im Gehirn effizienter, zudem waren die Aktivierungsmuster ausgeglichener.

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